Wenn ich das Sprudeln in dir sehe,
die Ekstase in dir spüre,
höre, dass du Gefallen bist,
in Liebe gefallen,
habe ich Angst.
Ich habe Angst.
Ich habe Angst,
um mich,
um andere wie mich,
um dich.
Ich habe Angst vor den Verletzungen,
die wir erlebten, erleben und erleben werden,
durch männer*,
denen wir nahe stehen.
männer,
denen es schwerfällt ihre Gefühle zu spüren,
sie nicht äußern können,
nicht wissen, wie sie sagen sollen,
was sie brauchen,
sich nicht ausdrücken können,
stattdessen wütend werden,
wenn sie etwas verletzt,
die sich in Härte, Verbitterung verziehen,
und Gewalt ausüben.
Ich habe Angst
vor toxischer männlichkeit,
vor Macht,
männlicher Macht.
Die Macht, die ein mann hat,
durch unsere patriarchale Kultur,
die mich dazu bringt,
meine Bedürfnisse zu unterdrücken,
auf leise zu stellen,
wenn ein männliches Bedürfnis
dem entgegensteht.
Diese Macht,
die gerade in Beziehungen,
durch „Liebe“,
(die starke emotionale Bindung, teils „Abhängigkeit“),
so stark sein kann.
Und vor ihrer Giftigkeit.
Ich bin verletzt und erschöpft
davon, zu versuchen
einen Menschen zu lieben,
der mich abstößt, wenn ich ihm nah sein möchte
und an sich zieht, wenn ich wo anders sein will.
Den ich versuche nicht zu verletzen, aber
es manchmal doch tue
(der sich verletzt fühlt,
wenn ich mich entscheide meinem Bedürfnis zu folgen,
anstatt seinem –
wofür ich mich nicht entschuldigen werde,
den ich aber auch mit Analysen schon verletzte,
die ich anstellte anstatt zu sagen, was ich brauchte,
was ich versuche zu verändern).
Von dem aus ich Druck empfinde
und dem ich trotzdem
oft nah sein möchte.
Ich weiß mittlerweile, dass es ihn nicht verletzt, dass ich meinem Bedürfnis folge, sondern dass es ihn verletzt, wenn ich mich nicht melde oder keine Zeit mit ihm verbringe, weil das in ihm Gefühle auslöst, die von einer tieferen Wunde in ihm zeugen.
Ich bin verletzt und erschöpft,
von dem ständigen Zwiespalt;
dem Mich-um-ihn-kümmern-wollen
und dem „Die Care-Arbeit für einen Typen leisten“-verweigern-wollen.
Von dem ihn sehen Wollen
und bemerken,
dass es kein leichtes Sehen-wollen ist,
sondern ein schweres
verhindern, dass er wieder pissig ist -wollen
(oder ein, er würde mich gern sehen und mir passt es nicht so ganz, aber ich habe auch nicht stark was dagegen
– ein sein Bedürfnis über mein eigenes stellen).
Von dem angestrengten Versuchen
gewaltfrei zu kommunizieren
und die Vorwürfe aus seinem Mund
tief in meine Brust sickern zu sehen.
Von dem eine Beziehung mit ihm führen zu wollen,
aber keine bedingungslose Verbindung zu ihm
(keine Verbindung zu seinen Gefühlen,
eine Blockade, blockierende Angst?)
spüren zu können.
Und bei all dem dennoch zu wissen,
dass er mich gern hat, eigentlich.
(Und ich ihn auch, irgendwie)
Ich will nicht mehr
ihm hinterherlaufen,
wenn er sich wegdreht.
Ich will nicht mehr
seinen Kopf streicheln,
wenn ich mich verletzt fühle.
Ich will nicht mehr
diese Wand zwischen uns empfinden,
von der ich nicht weiß woher sie kommt und warum sie da steht und wie wir sie abzutragen haben
(vielleicht weiß ich es doch,
vielleicht ist es meine Angst und seine Verschlossenheit,
die Machtdifferenz –
aber solche Worte scheinen so groß und abstrakt,
als passten sie nicht in den kleinen leeren Raum,
zwischen unseren Herzen).
Ich will immer noch ein bisschen mehr
auf mich aufpassen,
meinen Gefühlen lauschen,
was sie mir leise ins Ohr flüstern,
noch kritischer beobachten,
wie ich mich verhalte,
wie wir uns verhalten,
welche Muster wir dabei reproduzieren.
Ich will nicht den Mut verlieren,
nicht den Hut verlieren,
weil mein Kopf so weit nach unten hängt,
weil mich die Zerrissenheit, die Verletzungen, die Traurigkeit überschwämmt.
Eigentlich will ich glücklich sein,
die elektrisierend-entzückende Freude spüren,
die wir beide schon oft teilten.
Denn ja, es gab Momente, in denen es ganz anders war.
(In denen er glücklich war,
kein Stress da war,
den er auf verkorkstem Wege auf mich projizieren konnte).
Schöne Momente, aufregende,
Zeiten in denen ich mich so gut fühlte, mit ihm,
irgendwie.
Aber dann ist da wieder die Zerrissenheit
und alles fühlt sich schwer an und eigentlich
wünsche ich mir am meisten
ich könnte mit ihm dadrüber reden.
(Aber würde er zuhören,
könnte er verstehen?)
Ich wünsche mir,
dass dein Geliebter
dich nicht vergiftet.
* Es geht hierbei um männliche-sozialisierte und männlich-gelesene Menschen. Also Menschen, die Macht erhalten, weil sie zu der gesellschaftlichen Klasse der „Männer“ gehören. (Zurück)
Inspiriert von „Sterne im Bauch“ von Milena
Original: https://tapetenresonanz.de/sterne-im-bauch/#comment-49
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