Wenn ich zu spät kam, warst du gekränkt,
wenn ich dich warten ließt, warst du gekränkt,
wenn ich keine Zeit für dich hatte, warst du gekränkt,
wenn ich einen anderen sehen wollte, warst du gekränkt,
wenn du gekränkt warst, stritten wir uns.
Dann sagtest du, du wolltest mich nicht sehen,
dann sagtest du, ich solle gehen,
dann fiel es mir schwer zu reden,
und du wusstest auch nicht, was los war.
Dann versuchte ich es zu verstehen,
uns in Theorien rein zu quetschen,
zu ananlysieren, zu durchblicken,
das Problem zu lösen,
aber schaffte es nicht.
Ich konnte nicht verstehen,
wusste nicht genug,
hatte nicht die Verbindung zu dir,
die dir selbst scheinbar fehlte.
Ich hörte auch nicht zu,
ließ so vieles auch nicht zu,
verurteilte dich durch ein Fernrohr,
ließ selber keine Nähe zu.
Jetzt meine ich zu wissen, woran es lag,
denke wieder eine neue Theorie,
hätte mir erleuchtet, das Problem,
vielleicht hat sie es auch in Bruchteilen –
Wie naiv.
Wie verzweifelt.
Ich immer weiter suche,
nicht aufgeben will,
dich nicht aufgeben will,
dabei kann ich nicht weit kommen.
Kann nicht weiter kommen,
wenn ich mich mit Ideen auseinandersetze,
in die wir zu passen scheinen,
anstatt mit dir,
und mit mir.
Ich müsste dich kennenlernen,
ich müsste mich kennenlernen,
wir müssten uns öffnen und erforschen,
unsere Macken verstehen und einen Weg für uns finden.
Diese Tiefe
braucht Hingabe und Zeit,
diese Intimität
braucht Vertrauen und Mut.
Es bedarf der Bereitschaft sich zu öffnen,
sich aufeinander einzulassen,
den eigenen Ängsten zu begegnen,
und die Mauern fallen zu lassen.
Jeder Mensch, dem ich begegne,
zieht einen Berg mit sich herum,
eine Geschichte voll prägender Erfahrungen,
Gelerntem und Vererbtem,
Ängsten und Wünschen und Traumata,
die ich nicht erkenne,
die ich nicht verstehe,
bis ich mir nicht die Zeit nehme,
zuzuhören.
Wie könnte ich mich selbst verstehen,
würde ich die Geschichte meiner Eltern kennen,
und ihrer Eltern,
und was uns alle prägte?
Könnten wir uns noch streiten,
würden wir uns und einander wirklich kennen?
Wie könnten wir uns noch böse sein,
würden wir uns und einander wirklich verstehen?
Und wieder nutze ich schöne große Worte,
die klug klingen, aber vorallem
mich schützend ummanteln
und dadurch Teil des Problems sind.
Denn eigentlich weiß ich vieles,
hab den Kopf voller Gedanken,
aber handeln muss ich aus dem Herzen
und dem muss ich lernen zu vertrauen.
🦋
Ich finde den Text wundervoll.
Es freut mich echt, dass du diese Worte so gefunden hast.
Ich sehe meine Erfahrungen in deinem Text, und finde es interessant wie ähnlich unsere Schlussfolgerungen sind. Die Selbstkritik ist schön, ich hoffe, dass du das in Zukunft auf eine weise hin bekommst die dich glücklich(er) macht!
Danke dir
Hallo!
Ich weiß nicht, was ich nützliches als Einleitung schreiben kann. Zumindest ist mir das gedicht aufgefallen und mich angeregt zuschreiben. Es war auch der Plan nicht nur die erdten Zeilen aufzugreifen, aber soweit habe ich es leider nur geschafft.
Diese Worte treffen einen Nerv bei mir
ich hoffe meine Gedanken kommen schnell zu dir
Doch so schnell kann ich nicht schreiben,
so schnell wie sie mich treiben
so viel kommt wieder ins Bewusstsein
und alles stürzt auf mich ein
jetzt schreib lieber weiter ohne Reim
Er ist mir bekannt
dieser Mensch
er ist unnahbar
denn er erlebt Trauer
kann sie nicht teilen
kann vor den Meißten nicht weinen
nicht seine Gefühle zeigen
er schottet sich ab
um nicht verletzbar zu sein
er beleidigt
um sich besser zu fühlen
und das Beste ist
er weiß um das alles
er ist unnahbar
kein Moment in dem er Gefühle
kein Moment in dem er Unsicherheit teilt
aber wenn er was verpeilt
ist er unzufrieden
er ist ironisch
immer um andere zu verunsichern
meißt macht er es automatisch
aber wenn die Leute sich dann verpissen
ist er unzufrieden
er ist unzufrieden
wenn seine Bedürfnis nicht erfüllt
seinen Vorstellungen nicht nachgekommen
oder sein Ego angekratzt wird
aber wenn er sich dessen nicht bewusst ist
dann ist er wütend (auf andere)
So manches kennen seine Freunde von ihm,
doch er schämt sich dafür
läßt diese Seite lieber versteckt
spielt andere Rollen
die ihm passen
die ihm helfen zu entfliehen
der Unzufriedene in ihm aber
schreit um Neid und Eifersucht
Er selbst sehnt sich
zu weinen und sich hinzugeben
Und will doch nur Leidenschaft, Literatur, Loslassen, Laufen, Lieben, Lernen,
Auch er will Leben frei von Neid
doch wer weiß nicht wie, das ist sein Leid
Ein schweres Herz auf dieser Seite des Bildschirms 💜
🦋
Hallo!
bei dem Titel hatte ich eine starke Erwartung von “würden wir uns verstehen, ich und ich, wenn wir uns begegnen würden? Wenn Ich mir in Persona gegenüber stehen würde?” und war dann von dieser Textgewalt überrascht – ich habe so viel verzweiflung und hilflosigkeit und erwartungen zwischen den Zeilen gelesen. Die letzten beiden Verse haben mich wieder mehr eingefangen, und fast getroffen;
“aber handeln muss ich aus dem Herzen
und dem muss ich lernen zu vertrauen.”
“Und wieder nutze ich schöne große Worte,
die klug klingen, aber vorallem
mich schützend ummanteln”
fein… klares Bild. und ich frage mich bezüglich meiner Fragenassoziation die ich oben genannt habe, ob es nicht doch genau um diese Frage geht: würde ich mich mit mir selbst verstehen?
Danke fürs Teilen 🙂
Danke für dein Teilen! Du könntest ja unter dem Titel deine Version des Gedichts schreiben. I’d be very curious to read it! ^^