Schreibsand

Welt, wann bist du so klein geworden?
Wie ich aufwache, so gehe ich schlafen
Mit einem Herzen voll Treibsand.

Der mich wegschwemmt in schwammiges
Unwissen über heute, jetzt und morgen.
Früher, dich und mich.

Du, Kerl, der du auf der Straße auf- und abmaschierst.
Kenne ich dich?
Wo sind wir uns begegnet?
Welchen Freund von mir hast du verführt?
In wessen Bett hast du geschlafen?
Mit welchem Bruder hast du Wein, mit welcher Schwester Bier gesoffen?
Wann hast du der Freundin meiner Oma über die Straße geholfen?
Wen hast du beschimpft? bespuckt? geküsst?
Wem das Herz gebrochen?

Lieb mich, heute Nacht.
Alles, was ich will, als Pfand, ist deine Geschichte.
In Flüsterstückchen oder geschmeidig fließend
Aus deinem Mund
In meinen Schoß geworfen.

Erzähl mir, FREMDER
Welches Pflaster kennst du
Wie deine Westentasche?
Wann bist du wie wo panisch über welchen Schulhof gerannt?
Wen kennst du?
Wen kennst du, den ich nicht kenne?
Was weißt du, dass ich nicht weiß?
Weißt du was?
Was weißt du?
Du weißt was.
Was?
Weißt du was? – Ich werde es wissen.
Früher oder Später.

Was weißt du über mich?!

Kennst du mich?
Ich kenne dich nicht.
Du KANNST mich nicht kennen.
Du kennst mich nicht.
Das nicht.
Solange ich nicht will, dass du mich kennst
Weißt du NICHTS.


Oh süßes Nichts. Lass uns nichts sein.
Alles nichtig sein, was uns nicht kennt,
nicht kennen will.
Verschlingen will, was deins und meins.
Was stumm, unausgesprochen, gut verborgen, hinter unseren Lippen,
die Zunge verknotet, um NICHTS preiszugeben.

He, FREMDER!

Ich rede mit dir.
Schreite doch nicht so auf und ab.
      Ganz verrückt macht mich das!
            Flimmern mir schon die Augen,
                   Treibe ich davon,
                         Werde ich davongetrieben.

Halt an, sag ich!
Stopp, bevor du noch tiefer hineinrennst,
In mein gut Gehütetes.
Das NICHTS, was Niemanden ETWAS angeht.

Du hast meine Tür betreten.?!.
Hinterlässt auf dem Fenster ein in Kondensatem gemaltes Rätsel.

Warte mal…

Nimm mal meine Hand.

Beiß mich, bis ein Bluterguss meine Hand ziert.

Küss mich,
wirf mit Glassplittern.

Lass MICH durch DICH lebendig werden.

Hier,
ich lebe!

Siehst du nicht, FREMDER?

Ich bin da!

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