Kennst du das, dass du manchmal Erinnerungen oder Tatsachen über dich nicht ganz so gerade darstellst? Nicht direkt lügst, aber lieber hier und da Windungen integrierst oder einfach Dinge auslasst, deren Präsenz dir jedoch nur allzu bewusst ist. Wenn du dich nicht traust einfach geradeaus zu gehen? Lieber Umwege nimmst. Um dein Zuspätkommen, dein Tun, dein Leben zu rechtfertigen, zu entschuldigen. Rechtfertigen, wofür? Entschuldigen, warum? Bei wem überhaubt? Bei dir selbst vielleicht? Warum rechtfertigst du dich vor dir selbst?
Dem Menschen, der du warst. Deinem Selbst, zu dem du geworden bist.
Autor*in: Freud
Drapetomanie
Die Jugend ist versklavt.
Wissen ist Macht,
doch wirklich mächtig ist,
wer das Wissen macht.
Von Namen und Samen
Wir haben so viele Namen zu tragen,
haben den Drang einen Samen zu begraben,
in der Hoffnung, dass er aufgeht,
dass kein Wind ihn verweht,
dass er im Moment zu sprießen beginnt
und jeglicher Bezeichnung entrinnt.
Namen können zu Narben werden,
Samen können Freiheit bergen.
Zwischen Momenten
Suche nach Momenten,
jedes Mal, wenn sich unsere Wege trennten.
Suche dich zu erreichen,
doch kann ich nicht von meinen Weichen weichen.
Habe Angst vor dem Entgleisen.
Will mich dir nicht beweisen
müssen,
will dich einfach küssen.
Für Melancholika
So jung und schon Melancholika.
So jung und weißt schon nicht mehr wie du früher warst.
So jung und noch nicht politikverdrossen.
So jung und schon n’ Depression genossen.
So jung und lang nicht mehr die Kakteen gegossen,
und die Gossen kennst du auch schon.
Spiritueller Krebsbefund
So viel Leben.
Zu viel Leben.
Woran halten?
Fühle mich gespalten.
Diese gebalten Emotionen.
Verkleidet als Gedanken.
Zu Konstrukten hoch gewachsen.
Schwanken. Suchen an der Wahrheit zu kratzen.
Krebsähnlich streuen sie in alle geistigen Winde,
krallen sich fest in die Hirnrinde.
Nichtich
Das Leben so belangenlos.
Vom Balkon betrachtet.
Lose Gedanken durchzogen von Rauch,
steigt auf vom glimmenden Stängel.
Wir streben nach Orientierung
Der Orientierungslosigkeit zu entkommen eben-
sowie wir streben nach Leben.
Streben aus Stahl bilden den Käfig unserer Seele.
Die Qual der Wahl.
Die Qual des Kapital.
Bist du Kunst?
Bist du verhunst?
Eilst du oder bist du Mensch der verweilt?
Du hast den Komplott nicht gerallt.
Zufrieden ist man erst beim Kompott.
Erst muss man Scheiße fressen
und das dann auch noch vergessen.