Ich denke daran, als was für eine Wand ich dich so oft empfunden habe. Was für ein umunstößlicher Betonklotz, nicht klobig, grob, stumpf, sondern klar, fest, entschieden. Ich denke, dass da Wut ist. So viel Energie, mit der ich in dich stoßen will, aber weiß, dass ich mir daran nur wieder und wieder die Zähne ausbeißen kann. Da ist Wut, weil ich angefangen habe mich selber zu brechen, zu schlucken, zu schweigen, weil ich schon wusste, dass du es nicht hören wollen würdest, nicht bereit warst dich zu öffnen, einfach nur zu lauschen, dich auf eine andere Perspektive einzulassen. Und bei jedem Wort zucke ich, weil ich weiß, dass es nicht ganz richtig ist. Du verteilst nur Ratschläge, weil du nicht weißt, wie du anders reagieren sollst, du lässt dich sehr wohl auf andere Perspektiven ein, machst es aber auf deine Art, zu deiner Zeit und willst dir von mir nichts überstülpen lassen. Natürlich liegt es auch an mir, die zu eindringlich redet, selbst versteift bin auf meine Ansichten, … Ich kann nicht wütend sein. Ich kann die Wut nicht in mir brennen lassen, weil sofort das Verständnis wie eine löschende Welle über die schwappt. Dann werde ich traurig. Dann weine ich um mich selbst, weil ich nicht wütend sein kann. Weil ich immer und immer alles und jeden verstehen kann oder es meine zu können. Weil ich mir immer alles selbst wohlwollend erklären kann und wie könnte ich dann noch böse sein? Und dennoch lasse ich alles mit mir machen.
„Wut“ weiterlesenKategorie: FlashFiction
Trotzdem
Aber bis jetzt ist hier keiner, ist ja auch nur eine Sackgasse und ein verschlafener Samstag ohne Anfang.
Coffee flash
schnell zusammengeschrieben und in nächtlicher Melancholie aufgenommen. Verzeiht mir die Hänger, aber ich wollte take 1 im Rohformat belassen.
Unter den Sternen
Es war Nacht. Der Wald war still.
Robert kickte mit seinem Stiefel einen Holzscheit näher an die Glut des Feuers. Es knisterte und funkte. Die Feuerfeen stoben in die Höhe, den Sternen entgegen, die zwischen den schwarzen Baumwipfeln ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Robert seufzte, sah zu ihnen auf. Er hatte tief liegende Augen, große Ohren und ein gespaltenes Kinn. Seine Haut war über die Jahre zu poliertem Leder geworden, Lachen und Weinen unvergessen in sie hinein gedruckt.
„Manchmal“ begann er. „denke ich, der Sinn des Lebens ist es, dem Leben Sinn zu geben.“
„Unter den Sternen“ weiterlesenDer Fleck
Sie kannte ihn nicht, hatte ihn noch nie gesehen. Den Fleck. Den Fleck auf ihrem Teppich. Er war rot und tief, wie die verseifte Pfütze eines Schlachthofes. In der Mitte dunkler als am Rand. Sie schrie. Wonach wusste sie nicht, doch als ihr Sohn ins Zimmer gestolpert kam, das Gesicht vor Sorge und Überraschung gefüllt mit Os, wusste sie, es war seine Schuld.
„Der Fleck“ weiterlesen1.456
Regen trommelte gegen das Fenster. Dem quadratischen Guckloch in der Betonwand, dass sie Fenster nannten.
Mirko saß am Bettende auf dem Pfosten des Metallgestells, einen Fuß gegen den Boden gedrückt, den anderen locker geknickt. Er sah hinaus.
Nein, er sah zu den Tropfen, folgte den silbernen Strähnen mit seinen Augen.
Adrig rot und gelb, kakaofarbene Iris.
„1.456“ weiterlesenWOHNUNG GANZ IN WEIß
Manche sagen, die Wohnung unseres Chefs sei ganz in Weiß eingerichtet. Aber das stimmt nicht, ich war ja bei ihm, als er mich angefasst hat:
„WOHNUNG GANZ IN WEIß“ weiterlesenBEILÄUFIG
Ich denke beiläufig daran, wie es ist, sich mit einer Schere zu erstechen und probiere es gleich mal aus: es klappt nicht – die Schere ist zu stumpf – und hinterlässt nur einen blauen Fleck an meiner unteren rechten Rippe, der mir lange Zeit das Lachen schwermacht.
